Sonntag, 24. Januar 2010

Achtung Glosse!!!



Heute verlang ich Euch etwas ab! Der Text wird ausnahmsweise mal länger und beschreibt meine Töpfersituation vor einigen Jahren! Inzwischen hab ich einen eigenen Ofen und gehe meine eigenen Wege. Aber damals:

Ein beliebter Sport hier auf den Dörfern heißt Töpfern für den Garten! Sport deshalb, weil die Landfrauen, die ihn betreiben, abnehmen - so anstrengend ist er - weil sie schleppen, schleppen, schleppen... Schwere Tonpakete und jede Menge Zubehör muss vom Haus zum Auto , vom Auto zum Kursraum und vom Kursraum zum Brennofen geschleppt werden. Das macht Muckis!!! Niemand kann sich vorstellen, wieviele Kilos das sind. Die Arme werden länger und länger und dann die Ausdauer mit der frau den Ton formt, denn der nimmt ja nicht freiwillig die Form an, die frau haben will. Das alles auch noch im Stehen! Ja, da ist es schon schön, wenn alles fertig im Garten Platz genommen hat und alle ahen und ohen, weil es ja soooooo schön aussieht. Dann müssen nämlich sämtliche kreativen Damen noch mit dem Fahrrad sämtliche Gärten aufsuchen, in denen sich sämtliche Ergebnisse der schöpferischen Tätigkeit verbergen. Auch das strapaziert Muskeln zwar ganz anderer Art. Man bedenke doch wir haben hier zertreut gesiedelt, so nennt man das, wenn man nicht mehr auf Ruf- und nicht mehr auf Sichtweite gebaut hat. Da sind echte Strecken zu bewältigen.

Auch an das psychischen Gleichgewicht stellt das Töpfern große Forderungen. Denn was ist, wenn der geliebte Töpfervogel für den man 20 Stunden gewerkelt und geschleppt hat, dann im Ofen zerschellt, weil man selber oder irgendeine andere Pappnase nicht richtig gearbeitet hat, und eine Luftblase das Ganze explodieren lässt??? Was wenn die Glasur vom Vogel von Conni ander Glasur der Nixe von Marion festgepappt ist, weil wir sparsam wie wir sind, den Ofen zu voll gepackt haben!!! Ja was dann?
Ein psychisches Problem ist es doch auch, wenn das, was wir getöpfert haben, nicht so aussieht, dass wir es in den Garten stellen mögen! Manche Garage und mancher Keller, so hörte ich schon, sind nicht mehr zu betreten. Nun setzt der Verschiebebahnhof ein, denn was Margot nicht gefällt, mag Lena aber doch gerne. Und so wechselt manches Stück dann den Besitzer. Wobei die Erzeugerin des Werkes natürlich besichtigen muss, wie es denn so untergebracht ist und zur Kontrolle, ob es ihm auch gut geht.
Dieser sogenannte Sport geht hier bei uns ins vierte Jahr und wir können nicht umhin eine gewisse Perfektion zu erlangen. Nun stehen schonmal der Eine oder der Andere vor der Tür, um zu fragen, ob man für den Geburtstag von Tante Else nicht so einen Vogel kaufen könnte. Und Tante Else hocherfreut von solch einer seltenen Gabe schickt wiederum Tante Martha, die auch so einen Vogel haben möchte. Beliebt sind besonders die Kugeln mit den Sinnsprüchen wie Carpe Diem oder Unsinn in uns. Auch die Steckspitzen für das Staudenbeet gehen inzwischen weg wie warme Semmeln. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, was denn wäre, wenn in hunderten von Jahren - oder sogar tausenden - ein Ausgräber käme und unsere Werke aus dem Gartenlehm zöge. Was würde er mutmaßen? Stellt Euch seine Begeisterung vor, wenn er die Scherben aus unserem Abfallkorb fände, und das zusammensetzte, was wir als Schrott zerschlagen haben und die Schande: Jahrtausende später wird das als die Kunst der Region bezeichnet. Eventuell ist es sogar im Museum ausgestellt... Au Sch... Frauensleute strengt Euch an!!!!

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